Die Anfertigung einer Diplomarbeit gilt als akademischer Meilenstein – doch für viele Studierende ist sie zugleich eine der größten Herausforderungen ihres Bildungswegs. Zeitdruck, Themenkomplexität und hohe Leistungsanforderungen bringen viele an ihre Grenzen. In dieser Situation greifen manche auf externe Hilfe zurück und lassen sich bei ihrer Arbeit unterstützen. Der Begriff Diplomarbeit schreiben lassen hat in diesem Zusammenhang viele Gesichter: Für einige ist es eine Entlastung, für andere ein moralisches Dilemma. Die Meinungen darüber, ob eine solche Unterstützung zulässig oder als Täuschung einzustufen ist, gehen weit auseinander. Dieser Artikel beleuchtet beide Seiten differenziert – und fragt: Wo verläuft die Grenze zwischen legitimer Hilfe und unlauterem Verhalten?

Was bedeutet „Diplomarbeit schreiben lassen“ überhaupt?

Zunächst ist zu klären, was genau unter diesem Begriff zu verstehen ist. Gemeint ist meist die Beauftragung eines akademischen Ghostwriters, der die Erstellung der Diplomarbeit ganz oder teilweise übernimmt. Solche Dienstleistungen reichen von der Gliederung und Literaturrecherche bis hin zur vollständigen Ausformulierung der Arbeit.

Dabei gibt es wichtige Unterschiede:

  • Komplette Erstellung der Arbeit durch Dritte – rechtlich und ethisch problematisch.

  • Wissenschaftliches Lektorat – in vielen Hochschulen erlaubt und sogar empfohlen.

  • Coaching oder Unterstützung bei einzelnen Abschnitten – oft eine Grauzone.


Entscheidend ist, inwieweit der Studierende selbst intellektuell an der Arbeit beteiligt ist und ob die finale Leistung als eigene ausgegeben wird.

Die Gründe für das Schreibenlassen einer Diplomarbeit

Viele Studierende entscheiden sich nicht leichtfertig für externe Hilfe. Häufig stehen reale Belastungen dahinter, die den Schreibprozess erschweren oder unmöglich machen.

1. Zeitdruck und Doppelbelastung

Ein Großteil der Studierenden arbeitet parallel zum Studium oder hat familiäre Verpflichtungen. Die Diplomarbeit erscheint in solchen Fällen als zusätzliche Überforderung.

2. Überforderung mit wissenschaftlichem Arbeiten

Nicht alle Studierenden haben während ihres Studiums ausreichend Anleitung erhalten, wie man wissenschaftlich schreibt, zitiert oder strukturiert. Gerade internationale Studierende kämpfen zusätzlich mit sprachlichen Hürden.

3. Psychische Belastung und Prüfungsangst

Akademische Schreibprojekte sind auch eine psychische Herausforderung. Wer unter Prüfungsangst oder chronischem Stress leidet, hat oft keinen klaren Kopf für langfristige Projekte.

4. Unklare Betreuung durch Hochschulen

Betreuende Lehrkräfte sind oft überlastet oder schwer erreichbar. Der Mangel an Feedback führt dazu, dass viele Studierende ohne klare Orientierung im Dunkeln tappen.

Unterstützung oder Täuschung? Die ethische Diskussion

Hier stellt sich die zentrale Frage: Ist das Schreibenlassen der Diplomarbeit moralisch vertretbar? Oder handelt es sich um einen klaren Fall akademischer Täuschung?

Argumente für die Unterstützung:

  • Didaktische Hilfe: Ein Ghostwriter kann ein Modelltext erstellen, an dem sich Studierende orientieren.

  • Ausgleich sozialer Ungleichheit: Wer weniger Ressourcen hat (z. B. Zeit, Sprache, Unterstützung), erhält eine faire Chance.

  • Professionalisierung des Schreibens: Wie bei einem Lektor im Verlagswesen kann ein Ghostwriter die Qualität sichern.


Argumente für die Täuschung:

  • Verstoß gegen Prüfungsrecht: Die Diplomarbeit ist eine eigenständige Prüfungsleistung.

  • Benachteiligung ehrlicher Studierender: Wer ehrlich arbeitet, konkurriert mit „gekauften“ Arbeiten.

  • Verlust akademischer Glaubwürdigkeit: Wenn der akademische Titel nicht auf Eigenleistung basiert, wird er bedeutungslos.


Es kommt also stark darauf an, wie genau die Unterstützung aussieht und wie offen bzw. verdeckt sie erfolgt.

Rechtlicher Rahmen: Was ist erlaubt – und was nicht?

In Deutschland ist das Schreibenlassen einer akademischen Arbeit nicht strafbar – zumindest solange keine Urkundenfälschung oder betrügerische Absicht im Spiel ist. Dennoch gilt:

  • Wer eine fremdverfasste Arbeit als eigene einreicht, verstößt gegen die Prüfungsordnung.

  • Dies kann zum Nichtbestehen der Prüfung, zur Exmatrikulation oder zum Entzug des Titels führen.

  • Viele Hochschulen arbeiten inzwischen mit Plagiatssoftware und schulen Gutachter gezielt auf untypische Schreibmuster.


Laut Gesetz handelt es sich beim Ghostwriting also um einen legalen, aber im Kontext des Prüfungswesens problematischen Vorgang, der institutionelle Konsequenzen haben kann.

Grauzonen und legitime Formen der Hilfe

Nicht jede Form von Unterstützung ist unzulässig. Es gibt legitime Wege, wie Studierende Hilfe bei ihrer Diplomarbeit erhalten können – ohne ihre Eigenleistung zu kompromittieren.

1. Lektorat und Korrektorat

  • Überprüfung von Rechtschreibung, Grammatik und Stil

  • Verbesserung der Ausdrucksweise, ohne Inhalte zu verändern

  • Von Hochschulen meist erlaubt


2. Coaching und Beratung

  • Hilfe bei der Themenwahl, Struktur oder Methodik

  • Feedback zu Rohfassungen

  • Schriftliche Ausarbeitung erfolgt durch die Studierenden selbst


3. Ghostwriting als Vorlage

  • Ghostwriter erstellt einen Beispieltext

  • Studierende überarbeiten diesen und machen ihn zu ihrer eigenen Version

  • rechtlich nicht verboten, ethisch jedoch umstritten


Wer sich also Unterstützung sucht, sollte genau prüfen, was erlaubt, sinnvoll und verantwortbar ist.

Was spricht für professionelle Begleitung?

Die Vorstellung, dass ein Ghostwriter nur Täuschung fördert, ist zu eindimensional. In Wahrheit nutzen viele Studierende die Dienste nicht, um „zu betrügen“, sondern um ihren Lernprozess zu begleiten.

Mögliche Vorteile:

  • Strukturelle Klarheit durch professionelle Gliederung

  • Wissenschaftliche Orientierung durch Quellenrecherche

  • Sprachliche Verbesserung bei nicht-muttersprachlichen Studierenden

  • Mentale Entlastung in schwierigen Lebensphasen


Ein seriöser Anbieter wird jedoch nie dazu raten, einen Text eins zu eins zu übernehmen – sondern versteht sich als akademischer Dienstleister im Rahmen des Zulässigen.

Verantwortung auf beiden Seiten: Studierende und Anbieter

Was Studierende beachten sollten:

  • Klare Absprache, welche Leistungen sie erhalten (kein Komplettservice ohne eigene Leistung!)

  • Transparenz gegenüber sich selbst und ihrer Hochschule

  • Gewissenhafte Weiterverarbeitung der gelieferten Materialien


Was Agenturen und Ghostwriter leisten müssen:

  • Keine Täuschungsabsicht unterstützen

  • Aufklärungsarbeit leisten

  • Nur Hilfestellungen und keine fertigen „Lösungen“ anbieten


Verantwortungsbewusstes Ghostwriting ist möglich – es liegt in der Haltung und Absicht beider Parteien.

Alternativen zum Ghostwriting: Hilfe suchen, statt abgeben

Nicht jede Hilfe muss kostenpflichtig oder extern sein. Hochschulen bieten inzwischen zahlreiche Anlaufstellen:

  • Schreibzentren und Studienberatungen

  • Mentoring-Programme durch ältere Studierende

  • Lernplattformen mit Mustervorlagen und Tutorials

  • Betreuungsgespräche mit Dozent:innen aktiv einfordern


Wer sich frühzeitig informiert und Unterstützung einholt, vermeidet den Druck, der zum Ghostwriting führen kann.

Fazit: Zwischen Hilfe und Täuschung – wo steht die Grenze?

Die Frage, ob es sich beim „Diplomarbeit schreiben lassen“ um Unterstützung oder Täuschung handelt, lässt sich nicht pauschal beantworten. Entscheidend ist der Grad der Eigenleistung und die Transparenz des Prozesses.

Studierende stehen heute unter hohem Druck – und der Wunsch nach Hilfe ist legitim. Doch wer Verantwortung für seine Ausbildung übernimmt, sollte auch ethisch und rechtlich einwandfreie Wege wählen. Ghostwriting ist kein schwarz-weißes Thema – sondern ein Spiegel der Herausforderungen, mit denen sich moderne Studierende konfrontiert sehen.

Ein bewusster, reflektierter Umgang mit Unterstützung – sei es durch Coaching, Lektorat oder Tools – ist der Schlüssel. Denn am Ende sollte die Diplomarbeit nicht nur bestehen, sondern auch mit Stolz verbunden sein.